Wissen, das Unheil – Weisheit, der Segen

Diejenigen, die Wissen suchen,
sammeln jeden Tag etwas an.
Diejenigen, die den Weg suchen,
lassen jeden Tag etwas los.

Lao Tzu

In unserer Kultur werden wir überall darauf getrimmt,
einen vollen Kopf zu haben.
Wir sollten über alles und jedes Bescheid wissen,
unser Denken sollte aktiv sein.

Es heißt, dass ein leeres Denken die Werkstatt des Teufels ist.

So nehmen wir alles auf an Wissen, was wir nur können.
Wissen ist Macht über andere.
Und es kommt nicht aus uns heraus,
sondern wird uns von anderen gelehrt.

Wir übernehmen es aus Büchern und Lehrern
und Internet.
Wo immer es auch geht,
sammeln wir Wissen an.

Dabei verschließen wir unser Herz,
leben in der Welt des Intellekts,
und vergessen völlig aus uns zu leben.

Wissen bedeutet Distanz zu den Dingen zu haben,
die uns umgeben.
Wir überstellen uns,
die eigentliche Verbundenheit mit der Existenz
wird nicht mehr gespürt.

Ein leerer Kopf ist in Wirklichkeit
die Werkstatt des Göttlichen.

Wenn wir eine Blume sehen,
wird das Denken sofort sagen:
„aha, das ist eine lila Blume aus der Gattung des sowieso …“
Es geht dabei der Kontakt von unserem Herzen und Sein
zu der Blume verloren.
Wir sind in unserem Wissen gefangen.

Der köstliche Moment der Verbundenheit mit der Blume
ist vorbei.

In Unschuld wie ein kleines Kind die Dinge zu sehen,
ohne Denken, ohne Wissen,
bringt uns in Kontakt mit der Existenz.
Wir stehen da und verschmelzen.
Es gibt keine Trennung mehr zwischen der Blume
und uns.
Wir haben Einsichten und Intuitionen und
leben aus unserem Nicht-Wissen heraus.

Das ist Weisheit.
So unschuldig wie ein kleines Kind zu sein.
Das Herz geöffnet zu haben,
und die Wahrheit zu sehen,
die uns umgibt.

Mit einem Verstand voller Gedanken
verpassen wir alles, was wertvoll ist.
Denn der Zugang zur Existenz und deren Wundern
bleibt uns verschlossen.

Erst wenn kein Gedanke mehr da ist,
wir aus Nicht-Wissen heraus handeln,
können wir das große Glück
des Verschmelzens mit der Existenz erfahren.

Dann leben wir in Unschuld
und benutzen unser Denken nur,
wenn es gebraucht wird.

Leises Flüstern der Bäume,
grünes Blätterdach im Wind,
uralte Geschichten.

Basho
Gesang aus dem No-Mind
In Ehrerbietung an das Mysteriöse