Ins Zentrum gehen

In meinem Haus gibt es eine Höhle,
und in der Höhle ist überhaupt nichts –
rein und wunderbar leer,
glänzend, mit einem Licht
wie die Sonne.
Eine Salatmahlzeit wird genügen
für diesen alten Körper,
ein zerrissener Mantel wird bedecken
diese Phantomform.
Lass tausend Heilige erscheinen
vor mir – ich habe den Buddha
der himmlischen Wahrheit!

Kanzan

Wir leben an der Peripherie, an der Oberfläche.
Wir lassen uns von Trivialitäten auf das Außen,
die Umgebung ziehen.
Dabei wird das wahre Leben
von unserem Zentrum im Bauch getragen.
Weil wir so auf das Außen gerichtet sind,
ist es für uns schwer, nach innen in unser Zentrum zu gehen.

Es erfordert eine äußerste Dringlichkeit
in unserem Streben danach.
Und einen Körper, der wie eingefroren ist,
dann geht es am besten.

Wie ein Pfeil muss unsere Bewusstheit und Energie
nach innen schießen –
tiefer und tiefer, so tief wie es geht,
in unser Zentrum, das auch „der Buddha“ genannt wird.
Es ist, wie wenn wir in einen Brunnen schauen,
tiefer und tiefer gehen wir hinein.

Wenn wir diese Dringlichkeit nicht haben,
bleiben wir in Gefühlen stecken,
die in unserem Bauch gesammelt sind.
Meist ist es Angst, Leiden, Pein,
die dort blockiert sind.

Um in unser Zentrum zu kommen,
bedarf es unserer ganzen Zielgerichtetheit,
dringlich und pfeilgenau.

Am Ende werden wir in unserem Bauch, innen, ankommen.
Da sind keine Gefühle,
nur das Zuschauen.
Unser Zentrum besteht aus Zeuge Sein, Zuschauen.
Es ist leer, nicht greifbar,
doch voller Blumen von Frieden und Glückseligkeit.
Es ist der Buddha,
das Symbol für Erleuchtung.

Der nächste Schritt ist nun,
diesen Buddha, dieses Zeuge Sein, diese Leere,
nach oben in die Peripherie zu bringen.
Das heißt, in unserem Alltag zuzuschauen,
was wir auch tun,
was uns auch begegnet.
Wir sind nicht unser Körper, unsere Gedanken
und unsere Gefühle.
Wir sind nur der Zeuge von ihnen.

Wir werden es immer wieder vergessen,
aber das macht nichts.
Je öfter wir uns daran erinnern,
wie ein Buddha zu sein,
zentriert im Zuschauen,
desto mehr kommt unser Zentrum
zur Oberfläche, zum Außen.

Und unser Leben wird voller Frieden
und Glückseligkeit.

Ein paar weiße Wolken
schweben um den Eingang der Höhle,
ohne meinen Dharma-Freund daran zu hindern,
wenn er kommt, um an meine Türe zu klopfen.
Ich habe nie einen Weg gefunden,
mein Nichtstun zu verstecken,
Tag für Tag.
Wir reichen uns die Hände
und gehen vor und zurück, vor und zurück.

Soseki

Mit Höhle ist unser Zentrum gemeint,
Dharma-Freund bedeutet der Buddha,
der innere Buddha.